mathpoint.ch | |||||
Integralnäherung durch Trapezregel (Simpsonregel) | |||||
Viele Integrale lassen sich nur durch numerische Näherungen lösen. Die Simpsonregel ist eine solche Näherungsmethode. Beispiel: y = -x2 + 4. Wir betrachten ein Intervall [a; b], ein Sehnentrapez (gelb) und ein Tangententrapez (gelb plus orange zusammen). m ist die Mitte zwischen a und b, d.h. m=(a+b)/2. Sei As der Flächeninhalt des Sehnentrapezes und At derjenige des Tangententrapezes. Der Flächeninhalt zwischen Parabel und x-Achse im Intervall [a;b] liegt zwischen At und As. Satz: Im Falle der quadratischen Parabel durch die Punkte (a,f(a)), (m,f(m)) und (b,f(b)) liefert das gewichtete Mittel dieser beiden Flächeninhalte (Tangententrapez doppelt gewichtet) den exakten Integralwert zwischen a und b. |
|
Die gewichtete Trapezregel (Simpsonregel): |
|
|
|
Für k < 0 (konvexe Parabel) gilt die Rechnung ebenfalls. Die geometrische Anschauung ist jedoch bei konvexen Funktionen nicht mehr in jedem Fall so eindeutig gegeben wie bei konkaven Funktionen:
|
|
Gewichtete Trapezregel (Simpsonregel) für beliebige, hinreichend gutmütige Funktionen: Für Funktionen, die "hinreichend gutmütig" sind, etwa solche, die sich in eine Taylorreihe entwickeln lassen, dient die Simpson-Regel als gute Näherung, denn in einem genügend schmalen Teilintervall lässt sich der Funktionsgraph gut quadratisch annähern, d.h. als Stück einer quadratischen Parabel auffassen. Wie könnte ein Algorithmus aussehen, der die Integralfläche hinreichend genau annähert, und wie sähe ein Stopp-Kriterium für einen solchen Algorithmus aus?
|
|
Auch für kubische Funktionen integriert die Simpson-Regel exakt: Simpsonregel für den Flächeninhalt unter der grünen (und auch der roten) Kurve im Intervall [0;2]: |
grün: f(x) = -0.5x3 + 2x2 - x + 2 Wir betrachten z.B. das Intervall [0 ; 2] (gelb markiert). rot: Wir legen eine Näherungsparabel g(x) durch die Punkte (0/2), (1/2.5) und (2/4): Ansatz: g(x) = ax2 + bx + c. Punkte einsetzen: g(x) = 0.5x2 + 2 Man verifiziert: Verändert man das betrachtete Intervall, muss auch g(x) verändert werden. Der Graph von g(x) verläuft stets durch den Anfangspunkt (a; f(a)) des Intervalls, den Mittelpunkt (m;f(m)) und den Endpunkt (b;f(b)). Die quadratische Funktion g(x) muss jedoch gar nicht berechnet werden; es genügt, die Simpson-Formel anzuwenden! |
|||
Zusammenhang mit der Keplerschen Fassregel Der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler (1571 - 1630) entwickelte seine Fassregel, nachdem er anlässlich seiner Hochzeit Zweifel an der Volumenbestimmungs-Methode des Weinhändlers hatte. Dieser hatte nämlich einfach einen Stab durchs Spundloch des Weinfasses geführt und ihn diagonal ins Fass gesenkt und daraus das Volumen "erschlossen". Diese Methode erschien Kepler falsch, da sie von den Dimensionen des Fasses abhängig war. Kepler nahm dabei an, das Randkurvenprofil des (liegenden) Fasses sei eine Parabel, die durch die drei Punkte A, M und B (siehe Bild) gegeben sei. Diese Parabel rotiert um die x-Achse. |
Sei A1 die Bodenfläche, Am die Mittelfläche und A2 die Deckfläche des Fasses. Keplers Fassregel lautet analog zur Simpson-Regel:
Die Näherungsformel ergibt ein Volumen von ca. 376'991 cm3 = 376.991 Liter. Der genauere Volumenwert beträgt 360.326 Liter (siehe exakte Formel unten). |
|||
Herleitung des exakten Volumens Vom zweitletzten zum letzten Schritt macht man gleichnamig und multipliziert aus. |
Zur Herleitung links:
In der Praxis ermittelt man R via Umfang in der Fassmitte. Zunächst wird die Parabelfunktion f(x) ermittelt. Für die Volumenformel denkt man sich das liegende Fass in unendlich viele senkrechte Scheiben mit Breite dx und Radius f(x), d.h Volumen dV = f(x)2πdx, zerlegt.
Austesten der Formel an Spezialfall: Für r = R entsteht die Volumenformel für den Kreiszylinder: V = π⋅h⋅R2.
Sei V*:= (hπ/3)⋅(R2 + 2r2). Sei V= (hπ/15)⋅(3r2+4Rr+8R2). |
|||
Rotation einer Fläche um die y-Achse (quadratisches Paraboloid): Man berechne das Volumen einer handgezogenen Kerze in Form eines Paraboloids, die 9 cm hoch ist und unten einen Kreisdurchmesser von 6 cm hat. Wir lassen die blaue Parabelfläche um die y-Achse rotieren. Es entsteht die Paraboloid-Kerze: Die rote Umkehrfunktion rotiert um die x-Achse. |
Um die Volumenformeln, welche stets von einer Rotation um die x-Achse ausgehen, anwenden zu können, müssen wir die hellblaue Parabelfunktion an der Winkelhalbierenden y=x (gestrichelt) spiegeln, d.h. die Umkehrfunktion (rot) betrachten. Diese Umkehrfunktion lautet: g(x) = (9 - x)0.5. Wir betrachten das Intervall [0, 9]. Die Keplersche Näherungsformel betrachtet die Grundfläche, die Mittelfläche und die Deckfläche (die hier = 0 ist). Es ist h = 9. Sei V* der Volumenwert via Näherungsformel. Die Näherungsformel lautet: Die exakte Formel über das Integral π⋅g(x)2 (von 0 bis 9) liefert ebenfalls 81π/2. Die Näherungsformel integriert somit hier exakt: Antwort zur Kerzenaufgabe: |
|||